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Nur durch Dialog und Entschlossenheit können wir einer gesellschaftlichen Radikalisierung entgegenwirken und eine sichere Zukunft gestalten – in Österreich und weltweit.
Wir leben in einer Zeit des globalen Umbruchs, in der Errungenschaften aus vergangenen Dekaden in Frage gestellt werden. Besonders die hart erkämpften Frauenrechte geraten jetzt wieder ins Visier politischer Akteur:innen. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem gesellschaftliche Polarisierung, Gewalt gegen Frauen und extremistische Anschläge das demokratische System auf den Prüfstand stellen.
Wir von der NGO Frauen ohne Grenzen engagieren uns seit 25 Jahren in Gesellschaften der Krise und des Übergangs. Mittlerweile befinden wir uns auch in Österreich in einer tiefen Krise. Die Bereitschaft, über ideologische Barrieren hinweg einen vorurteilsfreien Dialog zu führen, schwindet spürbar. Dabei sollten wir uns bewusst machen: Alle Konflikte – sei es in der Familie, auf lokaler Ebene oder in Kriegen – enden mit Friedensverhandlungen.
Patriarchat schwächen. Die politische Fragilität begünstigt das Klima für Rückschrittsdenken das Frauen wieder in traditionelle Rollenzuschreibungen zurück versetzen kann. Stereotypisierte Weiblichkeits- und Männlichkeitsbilder sind das ideologische Fundament patriarchaler Systeme und haben Auswirkungen auf das Selbstbild, sowie die Handlungsmöglichkeiten von Frauen und Männern. Gewalt im familiären und öffentlichen Raum sind keine Extremerscheinungen mehr, sie kommen im politischen Diskurs direkt zum Ausdruck.
Deradikalisierung beginnt in einem Raum, der häufig nicht als relevant wahrgenommen wird: in der Familie. Dort kommt Frauen, insbesondere Müttern, eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Zusammenhalt zu. Wenn dieser Zusammenhalt nicht gelingt und Kinder auf Abwege geraten, stellen sich oft im Nachhinein Fragen nach der Verantwortung der Mütter – auch in der Berichterstattung.
Frauen stärken. Auch bei Frauen ohne Grenzen haben wir uns diese Frage gestellt und in der Folge ein Modell entwickelt, um das Selbstvertrauen, das Wissen und die Netzwerke von Müttern zu stärken, damit sie den gesellschaftlichen Herausforderungen vor allem hinsichtlich der potentiellen Radikalisierung ihrer Söhne und Töchter kompetent entgegen treten können.
Das „MotherSchools“ Programm ist ein globales Präventionsprojekt, das Frauen für ihre Rolle sensibilisiert, aktiv gegen Extremismus einzuschreiten und Mitgestalterinnen einer neuen Sicherheitsarchitektur zu werden: von Bangladesch bis Indien, von Indonesien nach Ostafrika, von Belgien über England, Deutschland und Österreich bis zum westlichen Balkan.
In den „MotherSchools“ geht es um konkrete Schritte: wie werden die erste Anzeichen von Radikalisierung erkannt und nicht verdrängt? Wie kann das Tabu von politischer Gewalt direkt angesprochen werden? Wie können Mütter ihre Autorität stärken, um kompetent zu intervenieren?
Unsere Gesellschaft steht vor der Herausforderung, dass viele Menschen sich nicht gehört und gesehen fühlen. Und das wird von extremistischen Propagandist:innen ausgenützt. Ihre Versprechen müssen entzaubert werden – in der Familie, in den Communities, in der Politik.
Edit Schlaffer ist Soziologin, Gründerin und Vorsitzende von Frauen ohne Grenzen, einer international tätigen NGO mit dem Schwerpunkt auf Female Leadership, Gender-based Violence und Radikalisierungsprävention.
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